The Pinkerton Show

03) Don’t stop believin’…maybe we should

Szene 1: INT. BÜRO – TAG

Mark sitzt an seinem Schreibtisch, umgeben von Bergen bunter Büroklammern, die in sorgfältigen Häufchen nach Farbe sortiert sind. Er kneift die Augen zusammen und versucht, zwei scheinbar identische rote Klammern nach ihrer minimalen Größenabweichung zu unterscheiden. Er hält sie abwechselnd gegen das Licht, seufzt und legt sie schließlich auf unterschiedliche Stapel.

Ein Kollege, GARY (Anfang 50er, mit einem chronisch genervten Gesichtsausdruck), kommt vorbei und wirft einen Blick auf Marks akribische Arbeit.

GARY: Was zum Teufel machst du da, Pinkerton?

MARK: (Zuckt zusammen) Oh, hallo Gary. Mr. Henderson hat gesagt, ich soll alle Büroklammern nach Farbe und dann nach Größe sortieren.

GARY: Nach Größe? Ohne Messwerkzeug? Bist du wahnsinnig? Das ist doch komplett sinnlos!

MARK: (Schultern zuckend) Ich vermute, es geht darum, meine… Detailgenauigkeit zu schulen? Oder so ähnlich.

Plötzlich kommt Mr. Henderson mit schnellen Schritten ins Büro und hält Mark einen leeren Pappbecher hin.

MR. HENDERSON: Pinkerton! Hast du meinen roten Tacker gesehen? Ich hatte ihn hier irgendwo… Ach, egal. Hol mir mal einen Kaffee, schwarz, zwei Zucker. Aber nicht zu heiß, ich mag ihn lauwarm. Danke. (Er verschwindet wieder, ohne Marks Klammern-Arrangement eines Blickes zu würdigen.)

Mark starrt dem Chef hinterher, dann auf die bunten Klammern. Er nimmt eine rote Klammer und wirft sie frustriert in den falschen Stapel. Gary schüttelt nur den Kopf und geht weiter.

Szene 2: INT. HAUS DER PINKERTONS – NACHMITTAG

Chloe sitzt mit Kopfhörern auf dem Sofa und schaut vertieft eine romantische Komödie auf dem Tablet. Dennis kommt ins Wohnzimmer, bewaffnet mit einem Videospiel-Controller und einem grimmigen Gesichtsausdruck.

DENNIS: Chloe! Ich wollte jetzt zocken! Du bist schon die ganze Zeit dran!

Chloe ignoriert ihn weiterhin und kichert leise über eine Szene auf dem Bildschirm.

DENNIS: (Lauter) Chloe! Gib mir das Tablet! Ich wollte „Space Invaders 3000“ spielen! Das neue Level ist mega!

Chloe nimmt widerwillig einen Kopfhörer ab. „Sei leise, Dennis! Das ist gerade total spannend! Die beiden küssen sich gleich!“

DENNIS: Wen interessiert denn dieser Schnulzenkram? Ich warte schon seit einer Stunde! Du hast gesagt, nach dem Film darf ich!

CHLOE: Ich habe gesagt, nach diesem Film. Und der dauert noch! Außerdem warte ich auch manchmal, wenn du deine blöden Monster-Spiele spielst!

DENNIS: Meine Spiele sind nicht blöd! Deine Filme sind doof und langweilig!

Der Streit eskaliert schnell. Dennis versucht, Chloe das Tablet zu entreißen, während sie es krampfhaft festhält. Es kommt zu einem Gerangel auf dem Sofa, begleitet von empörten Ausrufen und dem Knistern der Kopfhörerkabel.

Szene 3: INT. MARKS AUTO – ABEND

Mark fährt nach Hause. Er ist müde, aber ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. Im Radio setzt der markante Piano-Intro von „Don’t Stop Believin'“ ein.

Mark lehnt sich zurück und schließt die Augen. In seiner Vorstellung sieht er sich in einer überfüllten Bar. Überall um ihn herum sind andere „Berufstätige“, die an ihren metaphorischen Drinks nippen – ein Postbote mit einem zerknickten Brief, eine Schuhverkäuferin mit einem einzelnen, glitzernden High Heel, ein desillusionierter Lehrer mit einem Stapel unkorrigierter Klausuren.

Er sieht sich selbst an der Bar sitzen, einen undefinierbaren Cocktail in der Hand, umgeben von diesem skurrilen Kollektiv des Arbeitslebens. Obwohl jeder auf seine Weise frustriert oder erschöpft aussieht, strahlt eine gewisse stille Hoffnung in ihren Augen.

Die Zeilen des Songs hallen in seiner Vorstellung wider: „Just a small town girl, livin‘ in a lonely world…“ Er denkt an Chloe und ihre Teenager-Dramen. „Just a city boy, born and raised in South Dawkins…“ Er denkt an Dennis und seine Videospiel-Leidenschaft. Sie alle sind auf ihrer eigenen „Mitternachtsfahrt“, auf der Suche nach etwas.

Auch er ist auf seiner eigenen Reise in dieser seltsamen Arbeitswelt, deren Sinn sich ihm immer noch nicht ganz erschließt. Aber inmitten des Klammern-Chaos und der sinnlosen Aufgaben gibt es Momente der… nun ja, der Ablenkung.

Die Musik steigert sich, und Mark sieht in seiner Fantasie, wie die Barbesucher kurz aufblicken, einander zunicken, eine stille Verbundenheit teilen. Sie alle „arbeiten hart, um ihren Hunger zu stillen“ – auf die eine oder andere Weise.

Er öffnet die Augen, als er in seine Straße einbiegt. Der Song erreicht den Refrain. Er summt leise mit: „Don’t stop believin‘, hold on to that feelin’…“ Vielleicht sollte er das wirklich nicht tun. Vielleicht gibt es in diesem ganzen Chaos ja doch irgendeinen Sinn.