02) Livin‘ on a Prayer…maybe not
Szene 1: INT. MARKS AUTO – MORGEN
Mark fährt zur Arbeit. Die Morgensonne blendet leicht. Im Radio läuft der Beginn eines bekannten Pop-Rock-Songs der 80er mit treibenden Gitarren und einem markanten Refrain – „Livin‘ on a Prayer“.
Mark singt leise mit, während er im Stau steht. In seiner Vorstellung sieht er sich nicht im stickigen Auto, sondern als eine Art moderner Ritter in glänzender (leicht zerknitterter) Rüstung. Er kämpft gegen einen Drachen aus unbezahlten Rechnungen und muss einen Berg von unerledigten Aufgaben erklimmen, der bis in den Himmel ragt. Seine „Gebete“ bestehen aus Stoßgebeten, dass er den Tag irgendwie übersteht.
Er sieht, wie seine Kollegen, ebenfalls in Ritterrüstungen, um ihn herum im metaphorischen Stau stehen, ihre rostigen Schwerter (Büroklammern) schwingend. Mr. Henderson reitet auf einem müden Esel an ihnen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Mark seufzt innerlich. Der heroische Soundtrack steht in einem deutlichen Kontrast zu der vagen Ahnung, dass sein Arbeitstag eher aus dem Sortieren obskurer Gegenstände und dem Ausweichen seltsamer Anweisungen bestehen wird.
Die Musik erreicht den Refrain, und Mark singt lauter mit, fast schon trotzig. Er klammert sich an die Hoffnung, dass dieser neue Job irgendwie Sinn ergibt – auch wenn er es selbst noch nicht erkennen kann.
Szene 2: INT. DEBORAHS FREUNDINS HAUS – TAG (BRUNCH)
Deborah sitzt mit ihren Freundinnen JANICE, SHARON und BRENDA an einem sonnendurchfluteten Tisch im Garten. Sektgläser klirren, und es herrscht ausgelassene Stimmung. Auf dem Tisch stehen Brunch-Köstlichkeiten.
JANICE: (Nimmt einen Schluck Sekt) Ihr Lieben, ich sag’s euch, das Leben mit einem Postboten ist auch kein Zuckerschlecken. Gestern kam Wayne total erschöpft nach Hause, die Füße wund, weil mal wieder eine verrückte Umleitung war und ein Hund ihn fast gebissen hätte. Diese Routen sind echt der Wahnsinn!
SHARON: (Seufzt dramatisch) Erzähl mir nichts! Ron schleppt jeden Abend Berge von Schuhen ins Haus, die er nicht verkauft hat. Seine Füße tun ihm weh vom ständigen Stehen, und dann muss er sich noch die blöden Kommentare der Kunden anhören, die meinen, sie wüssten alles besser über Schuhwerk. Manchmal frage ich mich, wie er das überhaupt aushält.
BRENDA: (Mit einem desillusionierten Blick) Ach, meine Herren… Ron ist ja Schulleiter. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was in einer High School abgeht. Die Bürokratie, die undisziplinierten Schüler, die unzufriedenen Eltern… Er kommt abends nach Hause und ist einfach nur noch ein Häufchen Elend. Der Idealismus von früher ist komplett verflogen.
Deborah nimmt einen weiteren Schluck Sekt und lächelt gezwungen.
JANICE: Und Deborah, wie ist das bei Mark? Sein neuer Job, was macht er eigentlich genau? Ist es auch so anstrengend?
Deborah zögert. „Ähm… ja, also… er hat viel zu tun.“ Sie windet sich leicht. „Ich glaube, es ist… anders.“
SHARON: Anders wie? Erzähl doch mal!
DEBORAH: (Vage) Na ja, er… er hat sehr… spezielle Aufgaben. Und die Kollegen sind… nun ja, einzigartig. Aber er kommt irgendwie klar. Er jammert jedenfalls nicht viel.
Innerlich denkt Deborah: Ich habe immer noch keine Ahnung, was er den ganzen Tag macht. Und ehrlich gesagt, so lange das Geld reinkommt…
BRENDA: Männer und ihre Jobs, was? Hauptsache, sie bringen das Geld nach Hause, oder? Aber man sollte ihre Mühen schon anerkennen.
Deborah nickt zustimmend, während sie innerlich ein wenig schuldig ist, dass sie absolut keine Vorstellung von Marks „Mühen“ hat.
Szene 3: INT. BÜRO – TAG
Mark versucht, einen riesigen Globus zu balancieren, während er gleichzeitig Anweisungen von einem seiner Kollegen entgegennimmt, der ihm über ein Walkie-Talkie kryptische Anweisungen gibt.
STIMME DES KOLLEGEN (über Walkie-Talkie): Pinkerton, bewegen Sie die nördliche Hemisphäre um 37 Grad gegen den Uhrzeigersinn. Aber Vorsicht, Sektor 7 könnte instabil werden!
Mark stöhnt leise und versucht, den unhandlichen Globus nicht fallen zu lassen. Im Hintergrund sieht man andere Kollegen, die ähnlich absurde Tätigkeiten ausführen: Einer versucht, eine Pyramide aus Büroklammern zu bauen, ein anderer füttert eine Zimmerpflanze mit Limonade. Mr. Henderson ist nirgends zu sehen. Mark murmelt vor sich hin: „Ja, total der harte Job. Kämpfe jeden Tag ums Überleben hier im… Büro.“ Er verliert das Gleichgewicht, und der Globus droht zu fallen.