Fahrstuhl ins Jenseits

Episode 1 der 1. Staffel: Geheimnisse im Schatten


Der Geschichtenerzähler der Schattenwelt beugt sich leicht vor, das flackernde Kerzenlicht tanzt auf den Falten seines Umhangs. Seine Stimme ist ein tiefes, sonores Flüstern, das die Stille durchbricht.

„Willkommen, geneigter Gast… Setze dich näher ans Feuer der Fantasie, denn die Nacht birgt Schleier, hinter denen sich Unerwartetes windet. Bist du bereit, die Geheimnisse zu lüften, die in den Schatten dieser Welt verborgen liegen?“

Der Geschichtenerzähler lächelt und seufzt

„So steigen wir ein in den Fahrstuhl ins Jenseits, wo die verlorene Seele des Aufzugs zwischen den Welten gefangen ist und uns in die Abgründe des Unbekannten zieht. Denn manchmal sind es nicht die Türen, die uns in die Dunkelheit führen, sondern die schweigenden Schächte, die uns ins Jenseits tragen.“


Fahrstuhl ins Jenseits:

Laura, eine junge Frau mit einem Hang zu nächtlichen Schichten, arbeitete als Nachtwächterin in einem alten, ehrwürdigen Gebäude in der Innenstadt von Greenville. Das Gebäude, einst ein luxuriöses Hotel, stand seit Jahren leer und sollte bald abgerissen werden. In den stillen Stunden der Nacht, wenn nur das leise Summen der Neonröhren und das Knarren des alten Fahrstuhls die Stille durchbrachen, fühlte sich Laura oft allein und unwohl.

Eines Nachts, als sie ihre Kontrollrunde machte, hörte sie ein leises, flehendes Flüstern aus dem Fahrstuhlschacht. Es klang verzweifelt, hilflos, als würde jemand in der Dunkelheit gefangen sein. Laura war skeptisch, aber auch neugierig. Sie näherte sich dem Fahrstuhl und lauschte genauer.

Das Flüstern wurde deutlicher, schien aus der Tiefe des Schachts zu kommen. Es klang wie eine Stimme, aber verzerrt, unheimlich, als würde sie aus einer anderen Welt kommen. Laura zögerte, aber ihre Neugier überwog die Angst. Sie öffnete die Tür des Fahrstuhls und betrat die Kabine.

Der Fahrstuhl war alt, knarrend, mit verblassten Spiegeln und abgenutzten Sitzen. Die Luft war kalt, stickig, roch nach Staub und Verfall. Laura drückte den Knopf für das Erdgeschoss, aber der Fahrstuhl bewegte sich nicht. Stattdessen hörte sie das Flüstern wieder, diesmal lauter, näher, als würde es direkt aus dem Schacht kommen.

Plötzlich begann der Fahrstuhl, sich zu bewegen, aber nicht nach unten, sondern nach oben, in die Dunkelheit des Schachts. Laura bekam Angst, versuchte, die Notbremse zu ziehen, aber der Fahrstuhl reagierte nicht. Er fuhr immer weiter nach oben, in die Dunkelheit, in die Stille, nur unterbrochen von dem unheimlichen Flüstern.

Der Fahrstuhl hielt an, die Türen öffneten sich. Laura befand sich in einem dunklen, leeren Raum, der nicht Teil des Gebäudes zu sein schien. Die Luft war eisig, die Stille erdrückend. Plötzlich hörte sie das Flüstern wieder, diesmal direkt hinter sich.

Sie drehte sich um und sah eine schemenhafte Gestalt, die in der Dunkelheit schwebte. Es war eine Frau, blass, verzweifelt, mit leeren Augen, die Laura anstarrten. Sie öffnete den Mund, und das Flüstern wurde zu einem markerschütternden Schrei.

Laura rannte zurück in den Fahrstuhl, drückte panisch auf den Knopf für das Erdgeschoss. Der Fahrstuhl schloss die Türen und fuhr nach unten, in die Realität, in das Licht.

Als die Türen sich im Erdgeschoss öffneten, stürzte Laura aus dem Fahrstuhl, ihr Herz raste, ihr Körper zitterte. Sie wusste, dass sie nicht nur ein Flüstern gehört hatte, sondern den verzweifelten Ruf einer Seele, die im Fahrstuhlschacht gefangen war, zwischen den Welten, gefangen im Jenseits.

Laura betrat das Gebäude nie wieder. Die unheimliche Begegnung hatte sie zutiefst traumatisiert. Die Bilder der schemenhaften Gestalt und der markerschütternde Schrei verfolgten sie in ihren Träumen und in der Stille der Nacht. Sie war davon überzeugt, dass der Fahrstuhl ein Portal ins Jenseits war und dass dort eine verlorene Seele gefangen war.

Die Angst vor einer erneuten Begegnung mit dem Übernatürlichen war so stark, dass Laura das Gebäude mied wie die Pest. Sie wollte nicht riskieren, erneut mit der verlorenen Seele im Fahrstuhlschacht konfrontiert zu werden. Sie kündigte ihren Job und versuchte, die unheimliche Erfahrung zu vergessen, aber das Flüstern verfolgte sie in ihren Träumen, ein ständiger Ruf aus dem Jenseits, der sie daran erinnerte, dass es Orte gibt, an denen die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen, Orte, an denen die verlorenen Seelen gefangen sind, gefangen im Fahrstuhl ins Jenseits.

Zur Episode 2: „Das alte Herrenhaus“