Der Geschichtenerzähler der Schattenwelt beugt sich leicht vor, das flackernde Kerzenlicht tanzt auf den Falten seines Umhangs. Seine Stimme ist ein tiefes, sonores Flüstern, das die Stille durchbricht.

„Willkommen, geneigter Gast… Setze dich näher ans Feuer der Fantasie, denn die Nacht birgt Schleier, hinter denen sich Unerwartetes windet. Bist du bereit, die Geheimnisse zu lüften, die in den Schatten dieser Welt verborgen liegen?“
Der Geschichtenerzähler lächelt und seufzt
„So begeben wir uns nun auf eine groteske Reise in die Welt des Untoten, wo ein Mitternachtssnack zu einer unsterblichen Diät führt. Denn selbst die Untoten müssen auf ihre Linie achten, wenn sie nicht ewig hungern wollen.“
Die Diät des Untoten
Mortimer, ein Vampir von stattlicher Statur, hatte ein Problem, das ihn am Tage um den Schlaf brachte – sofern Vampire überhaupt schliefen. Seine einst maßgeschneiderte Sargausstattung war zur unbequemen Zwangsjacke geworden, und die edle Vampirrobe, die einst elegant seine Gestalt umspielte, spannte nun bedrohlich über seinem wachsenden Bauchansatz. Seine spitzen Eckzähne, einst stolze Insignien seiner vampirischen Majestät, drohten nun, in den Falten seines Doppelkinn zu verschwinden, wenn er sich zum Blutsaugen bückte.
Mortimers Verwandlung zum Untoten ist eine Geschichte, die so dunkel und humorvoll ist wie seine Diät. Es war eine Nacht, in der der Vollmond am Himmel prangte und die Schatten in Greenville lang und unheimlich wurden. Mortimer, damals ein wohlhabender, aber etwas exzentrischer Antiquitätenhändler, hatte eine Vorliebe für seltene und makabre Artefakte.
Eines Abends erwarb er in einer dubiosen Auktion einen alten, verstaubten Spiegel, der angeblich aus dem Besitz eines uralten Vampirclans stammte. Der Legende nach sollte der Spiegel demjenigen, der ihn in einer Vollmondnacht betrachtete, ewiges Leben schenken – allerdings zu einem hohen Preis.
Mortimer, neugierig und ein wenig leichtsinnig, konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er stellte den Spiegel in seinem dunklen Arbeitszimmer auf und wartete auf den Höhepunkt des Vollmonds. Als das silberne Licht den Spiegel erfüllte, blickte Mortimer hinein und sah sein eigenes Spiegelbild, das sich langsam in eine blasse, verzerrte Fratze verwandelte.

Ein kalter Schauer durchfuhr ihn, und er spürte, wie sich sein Herz verlangsamte. Seine Haut wurde blass, seine Zähne spitz, und ein unbändiger Durst nach Blut überkam ihn. Der Spiegel hatte sein Versprechen gehalten, aber der Preis war hoch. Mortimer war nun ein Vampir, ein Untoter, gefangen in der ewigen Nacht. Seit dem Moment sah er nie wieder die Sonne.
Die Ironie des Schicksals war, dass Mortimer, der einst ein Genießer des guten Lebens war, nun gezwungen war, sich von Blut zu ernähren. Seine Vorliebe für exquisite Mahlzeiten wich einem unstillbaren Verlangen nach dem Lebenssaft anderer. Und so begann seine Reise in die Welt der Untoten, eine Reise, die ihn schließlich zu seiner bizarren Blutdiät führen sollte.
„Das geht so nicht weiter!“, murmelte er eines Morgens, während er sich mühsam in seinen viel zu engen Sarg zwängte. „Ein Vampir von meiner Statur muss seine Würde bewahren!“
Mortimer, ein Mann der Tat – oder besser gesagt, ein Untoter der Tat – beschloss, eine Diät zu machen. Aber nicht irgendeine Diät. Als Vampir hatte er besondere Bedürfnisse. Er brauchte Blut, viel Blut, um seine unsterbliche Existenz aufrechtzuerhalten. Aber er musste auch auf seine Figur achten, wenn er nicht eines Tages in seinem eigenen Sarg erdrückt werden wollte.
Er begann mit einer „Blut-Smoothie-Diät“. Statt ganzer Opfer, die er mit einem genüsslichen Seufzer verspeiste, trank er nun nur noch pürierte Blutcocktails, verfeinert mit einem Schuss Selleriesaft, um den manchmal etwas metallischen Eisengeschmack zu neutralisieren. Die ersten Nächte waren eine Qual. Sein Magen knurrte wie ein Rudel hungriger Werwölfe, und seine Vampirinstinkte rebellierten gegen die grüne Brühe. Aber Mortimer war diszipliniert. Er hielt durch, getrieben von dem Wunsch, wieder in seine Sargausstattung zu passen.
Dann entdeckte er „Blut-Sushi“. Kleine Röllchen aus Reis und getrocknetem Blut, kunstvoll angerichtet und serviert mit Sojasauce und Wasabi. Es war leicht, lecker und überraschend kalorienarm. Er fühlte sich wie ein Gourmet-Vampir, der die Haute Cuisine der Untoten entdeckte.
Aber das Beste war die Erfindung der „Blut-Tapas“. Kleine Portionen verschiedener Blutgerichte, kunstvoll auf Toastscheiben angerichtet oder auf Spießen serviert. Er konnte alles probieren, ohne sich zu überessen. Er fühlte sich wie ein Vampir auf einer kulinarischen Weltreise, der die Vielfalt der Blutküche erkundete.
Mortimer nahm ab. Er fühlte sich leichter, agiler, attraktiver. Seine edle Vampirrobe passte wieder wie angegossen, und seine spitzen Eckzähne glänzten wie nie zuvor. Er war der schlankste und eleganteste Vampir in ganz Greenville, ein Vorbild für alle übergewichtigen Untoten.
Aber dann kam der unvermeidliche Rückfall. Eines Nachts, als der Vollmond am Himmel prangte und sein Hunger unerträglich wurde, konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Er bestellte eine „Blut-Pizza“ mit extra Käse und Knoblauchsoße, eine sündhafte Kombination, die selbst einen Untoten in Versuchung führte.
Am nächsten frühen Abend wachte Mortimer mit einem schlechten Gewissen und einem Völlegefühl auf, das selbst für einen Vampir ungewöhnlich war. Er wusste, er musste sofort zurück auf seine Diät. Aber er wusste auch, dass es schwer werden würde, denn selbst für einen Untoten war es schwer, den Verlockungen des Lebens – oder besser gesagt, des Untotenlebens – zu widerstehen. Und manchmal, wenn der Mond voll war und der Hunger unerträglich, träumte er von einer riesigen „Blut-Lasagne“ mit extra Fleischsauce und Mozzarella, einem kulinarischen Verbrechen, das selbst die tapfersten Vampire in Versuchung führen würde.