Das alte Herrenhaus

Episode 2 der 1. Staffel: Geheimnisse im Schatten


Der Geschichtenerzähler der Schattenwelt beugt sich leicht vor, das flackernde Kerzenlicht tanzt auf den Falten seines Umhangs. Seine Stimme ist ein tiefes, sonores Flüstern, das die Stille durchbricht.

„Willkommen, geneigter Gast… Setze dich näher ans Feuer der Fantasie, denn die Nacht birgt Schleier, hinter denen sich Unerwartetes windet. Bist du bereit, die Geheimnisse zu lüften, die in den Schatten dieser Welt verborgen liegen?“

Der Geschichtenerzähler lächelt und seufzt

„So begeben wir uns nun auf eine Reise in die Tiefen des Wahnsinns, wo ein Haus seine eigenen Geheimnisse birgt. Denn manchmal sind es nicht die Mauern, die uns gefangen halten, sondern die Dämonen, die in uns wohnen.“


Das alte Herrenhaus

Das alte Herrenhaus am Rande von Middleburg war seit Generationen verlassen. Die Einheimischen mieden es wie die Pest, denn es hieß, es sei verflucht. Es war das „House of Horror“, ein Ort, an dem sich unheimliche Dinge zutrugen, ein Ort, an dem die Grenze zwischen Realität und Albtraum verschwamm.

John, ein junger Abenteurer mit einem unstillbaren Hang zum Okkulten, hörte von den düsteren Gerüchten und beschloss, das Haus zu erkunden. Er war fasziniert von dem Unbekannten, dem Verbotenen, und wollte die Wahrheit hinter den gruseligen Geschichten aufdecken, die sich um das Herrenhaus rankten. Er überredete seine drei Freunde, Sarah, Michael und Emily, ihn zu begleiten. Sie waren skeptisch, aber auch neugierig, und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum „House of Horror“.

Eines Nachts, als der Vollmond am Himmel stand und sein silbernes Licht die verlassenen Mauern des Herrenhauses in ein gespenstisches Leuchten tauchte, betraten die vier Freunde das Haus. Es war dunkel und kalt, und der modrige Geruch von Verfall und Tod hing schwer in der Luft. Sie gingen durch die leeren, staubigen Räume, hörten das unheimliche Knarren der alten Dielen unter ihren Füßen und das Flüstern des Windes, der durch die zerbrochenen Fenster pfiff.

Plötzlich hörten sie ein Geräusch, ein leises, klagendes Wimmern, das aus dem finsteren Keller kam. John, neugierig wie immer, ging die knarrende Treppe hinunter, seine Freunde folgten ihm mit gemischten Gefühlen aus Angst und Neugier. Sie fanden eine Tür, die halb offen stand, und John stieß sie mit einem leisen Knarren auf.

Im Licht ihrer Taschenlampen sahen sie ein Mädchen, das in einer Ecke kauerte. Sie war blass wie der Tod, zitterte unkontrolliert, und ihre Augen waren voller Angst und Verzweiflung. John fragte sie, wer sie sei, aber sie antwortete nicht, sie starrte nur mit leeren Augen ins Leere.

Er versuchte, sie zu beruhigen, aber sie stieß einen markerschütternden Schrei aus und rannte in die Dunkelheit davon. John folgte ihr, aber sie verschwand wie ein Schatten in einem dunklen Korridor. Er suchte nach ihr, rief ihren Namen, aber er konnte sie nicht finden.

Dann hörten sie ein Geräusch, ein lautes, bedrohliches Knacken, das aus dem Wohnzimmer kam. Sie gingen zurück und sahen eine Gestalt, die im Dunkeln stand. Sie war groß und schwarz, und ihre Augen leuchteten rot wie glühende Kohlen.

John hatte Angst, aber er hielt seine Taschenlampe fest und ging auf die Gestalt zu, bereit, sich dem Unbekannten zu stellen. Sie bewegte sich nicht, aber er spürte eine eiskalte Brise, die von ihr ausging, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Er hob die Taschenlampe und sah das Gesicht der Gestalt. Es war das Gesicht des Mädchens, aber es war verzerrt und böse, ein Spiegelbild des puren Grauens. Sie lächelte ihn mit einem höhnischen Grinsen an, und ihre Zähne waren spitz wie Messer.

John schrie vor Entsetzen und rannte weg, seine Freunde folgten ihm dicht auf den Fersen. Sie liefen durch die dunklen, verwinkelten Räume, hörten das unheimliche Knarren der Dielen und das Flüstern des Windes, und spürten die eisige Brise, die ihnen folgte wie der Atem des Todes.

Sie erreichten die Eingangstür und stürmten hinaus in die dunkle, neblige Nacht. Sie sahen zurück und sahen das Haus, das im gespenstischen Mondlicht stand, eine schwarze Silhouette gegen den dunklen Himmel. Es war still und dunkel, aber sie spürten, dass es sie beobachtete, dass es auf sie wartete, dass es sie nie wieder loslassen würde.

John und seine Freunde kehrten nie wieder zum „House of Horror“ zurück. Aber sie wussten, dass es dort etwas Böses gab, etwas, das in der Dunkelheit lauerte, etwas, das in den Mauern des Hauses gefangen war und auf seine Opfer wartete, etwas, das sie für den Rest ihres Lebens verfolgen würde.