10: Herr des Donners

Staffel 1 – Folge 10

Die Stille, die nach dem Verschwinden des Herrn des Donners über die trostlose Ebene fiel, war erdrückender als jeder Donner. Ylva-Is kniete neben dem leblosen Körper von Elara, Tränen gefroren auf ihren Wangen. Borin stand wie versteinert da, seine mächtige Axt in den Boden gerammt, der Kopf gesenkt in stummer Trauer. Lyrian legte eine Hand auf Elaras kalte Stirn, seine elfischen Augen voller Schmerz und Unglauben. Valerius, dessen Gesicht von tiefer Trauer gezeichnet war, legte ihnen tröstend die Hände auf die Schultern.

„Er war ein weiser Mann“, flüsterte Valerius schließlich. „Sein Opfer wird nicht umsonst gewesen sein.“

Die Nacht brach über die Schattenlande herein, eine Nacht ohne Sterne, erfüllt von unheilvollen Geräuschen in der Ferne. Die Gemeinschaft der Helden lagerte erschöpft und mutlos neben dem Körper ihres gefallenen Freundes. Sie begruben Elara bei Sonnenaufgang an diesem trostlosen Ort, ein einsamer Steinhaufen markierte sein Grab unter dem violetten Himmel.

Ihr Weg führte sie weiter durch die unwirtliche Landschaft, immer tiefer in das Reich der Königin der dunklen Horizonte. Valerius spürte eine wachsende Dunkelheit, die von Schattenfels ausging, Morwens Festung, die in der Ferne wie ein monströser Zahn aus dem Boden ragte.

Eines Tages stießen sie auf eine zerstörte Festung, die einst wohl ein Bollwerk gegen die Schattenlande gewesen war. Überall lagen zerbrochene Waffen und skelettierte Überreste. Valerius untersuchte die Ruinen und fand in einem verborgenen Raum eine alte Schriftrolle.

„Diese Schriftrolle enthält Informationen über den Herrn des Donners“, verkündete er nach einer Weile. „Sein wahrer Name ist Kaelen, und er besitzt einen mächtigen Artefakt – den Donnerstein. Dieser Stein ist die Quelle seiner Stärke und seiner Fähigkeit, Blitze zu beherrschen. Er ist auch der Grund, warum er gegen viele Formen von Magie resistent ist.“

Die Enthüllung war erschreckend. Um Kaelen besiegen zu können, mussten sie einen Weg finden, den Donnerstein zu neutralisieren oder zu zerstören.

Als sie sich Schattenfels näherten, spürten sie die dunkle Magie, die von der Festung ausging, wie eine physische Last. Der Himmel verdunkelte sich noch weiter, und unaufhörlich zuckten Blitze über ihnen. Plötzlich sahen sie in der Ferne eine Armee aufmarschieren, angeführt von einer Gestalt auf einem geflügelten, alptraumhaften Wesen. Es war der Herr des Donners, der sie erwartete.

„Ihr Narren habt es gewagt, in mein Reich zu kommen“, rief Kaelen mit donnernder Stimme, die über die Ebene hallte. „Nun werdet ihr für eure Verwegenheit bezahlen!“ Er stieß einen markerschütternden Schrei aus, und die Armee der Schattenlande setzte sich in Bewegung, eine Welle der Dunkelheit, die auf die kleine Gruppe von Helden zuraste.

Valerius blickte seine Gefährten an. „Dies ist die Entscheidungsschlacht“, sagte er mit ernster Miene. „Wir müssen Kaelen aufhalten, wenn wir auch nur eine Chance haben wollen, Morwen zu besiegen.“

Ylva-Is zog ihren Bogen, ihre Augen voller Entschlossenheit, aber auch von der Trauer um Elara verdunkelt. Borin schwang seine Axt, bereit, sich jedem Feind entgegenzustellen. Lyrian legte einen Pfeil auf seine Sehne, sein junges Gesicht entschlossen.

Die Armee der Schattenlande erreichte sie. Ein chaotischer Kampf entbrannte. Borin stürzte sich mit seiner Axt in die Reihen der Feinde, während Lyrian und Ylva-Is ihre Pfeile präzise auf die dunklen Krieger abschossen. Valerius wirkte mächtige Schutzzauber und versuchte, die Reihen der Angreifer zu lichten.

Doch die Überzahl war erdrückend, und der Herr des Donners kreiste auf seinem geflügelten Reittier über ihnen, immer wieder Blitze auf sie herabsendend. Valerius gelang es, einige der Blitze abzufangen, aber er wurde sichtlich müder.

Plötzlich stieß Kaelen einen höhnischen Lacher aus und stürzte sich direkt auf Ylva-Is. Sein Hammer sauste auf sie herab, ein Blitz umzuckte den Kopf. Ylva-Is wich dem ersten Schlag aus, aber der zweite traf sie am Arm. Sie schrie vor Schmerz, und ihr Bogen fiel zu Boden.

Bevor Kaelen erneut zuschlagen konnte, sprang Lyrian vor Ylva-Is und feuerte einen magischen Pfeil direkt auf den Herrn des Donners. Der Pfeil traf Kaelen an der Brust, aber anstatt ihn zu verletzen, schien er nur zu lachen.

„Eure Magie ist nutzlos gegen mich, kleiner Elf!“, rief er und holte erneut mit seinem Hammer aus, diesmal auf Lyrian zielend.

Im selben Moment erkannte Borin eine Gelegenheit. Während Kaelen auf Lyrian fixiert war, sprang der Zwerg auf einen Felsen und schleuderte seine Axt mit aller Kraft auf den Herrn des Donners. Die Axt traf Kaelen am Bein, und er stürzte mit einem wütenden Gebrüll von seinem Reittier.

Doch bevor Borin oder einer der anderen Helden ihn erreichen konnte, hob Kaelen seinen Hammer und stieß einen einzigen, ohrenbetäubenden Schrei aus. Ein gewaltiger Blitz schoss aus dem Hammer und traf Borin mitten in die Brust. Der Zwerg zuckte kurz zusammen und fiel dann leblos zu Boden.

Ylva-Is und Lyrian starrten entsetzt auf den leblosen Körper ihres Freundes. Valerius wirkte verzweifelt einen Schutzzauber, als der Herr des Donners sich wieder aufrichtete, den Donnerstein in seiner Hand zum Glühen brachte und seinen Blick auf Ylva-Is richtete, in seinen Augen ein Versprechen von Tod und Verderben.

Plötzlich, bevor Kaelen angreifen konnte, zerriss ein greller, alles verschlingender Lichtblitz den dunklen Himmel über ihnen. Eine gewaltige Gestalt, gehüllt in strahlende Rüstung, schwebte herab, ein Schwert in der Hand, das heller leuchtete als die Sonne selbst. Der Herr des Donners wich überrascht zurück. Die neue Gestalt blickte Ylva-Is und Lyrian an, und eine Stimme, die wie das Läuten von Glocken klang, sprach: „Fürchtet euch nicht. Ich bin gekommen, um euch zu helfen. Ich bin…“

Die Reise geht in der 2. Staffel weiter…

52 Minuten